Sich selbst beeinflussen statt fremdbestimmen zu lassen
Beim Biofeedback geht es darum, dass Personen die Fähigkeit erlangen ansonsten unbewusst ablaufende körperliche Prozesse willentlich zu kontrollieren. Dies kann zur Behandlung von Krankheiten oder einzelnen Beschwerden aber auch der Verbesserung des Allgemeinbefindens eingesetzt werden.
In Situationen wie z.B. einem burnout oder ADHS wird man so vom passiven "Opfer" zum aktiven Handelnden und erlangt Kontrolle und Selbstwirksamkeit. Der Aufwand ist überschaubar und auch nach kurzer Zeit lassen sich bereits Langzeitwirkungen erreichen. Die Erfolge sind messbar, hierfür werden z.B. Sensoren eingesetzt, welche Stressreaktionen auf der Haut oder die Hirnströme nichtinvasiv durch ein Stirnband messen. Da diese Veränderungen sehr empfindlich und unmittelbar erfasst werden, ist ein sehr individuelles oder dadurch effektiveres Trainingsprogramm möglich. Auch die Wirksamkeit anderer Techniken wie z.B. verschiedener Entspannungsverfahren kann so getestet und optimiert werden.
Anders als z.B. bei einer Massage übt man selbst aktiv unter entsprechender Begleitung des Physiotherapeuten. Die Behandlung steht nicht im Widerspruch zu anderen Therapien wie z.B. Medikamenten, sondern kann komplementär genutzt werden.
Was zunächst seltsam klingt, ist ein Behandlungsansatz, dessen Wirksamkeit wissenschaftlich belegt ist. Bei ADHS beispielsweise ist Biofeedback eine alternative Behandlungsform mit nachhaltigem Trainingeffekt, der mit jenem der Medikamentenbehandlung vergleichbar ist1 oder sogar über diesen hinausgeht2. Auch im langfristigen Betrachtungszeitraum gilt die Behandlung als wirksam3. Im 2016 erschienen Review der Vereinigung für angewandte Psychophysiologie und Biofeedback wurde dieser Behandlungsform die höchste aller möglichen Wirksamkeitsstufen bescheinigt4.
Sinnvolle Anwendungsmöglichkeiten sind z.B. Stress und burnout, Angst, fehlende Entspannung, ADHS (Aufmerksamkeits-Defizit-Hyperaktivitäts-Syndrom), Reizdarm, Reizmagen, Inkontinenz.
Wenn Sie sich weitergehend informieren möchten, finden Sie hier ein paar allgemeinverständliche Videos:
Quellen:
1 Duric, N. S., Assmus, J., Gundersen, D., & Elgen, I. B. (2012). Neurofeedback for the treatment of children and adolescents with ADHD: a randomized and controlled clinical trial using parental reports. BMC psychiatry, 12(1), 107.
2 Meisel, V., Servera, M., Garcia-Banda, G., Cardo, E., & Moreno, I. (2014). Reprint of “Neurofeedback and standard pharmacological intervention in ADHD: a randomized controlled trial with six-month follow-up”. Biological psychology, 95, 116-125.
3 Steiner, N. J., Frenette, E. C., Rene, K. M., Brennan, R. T., & Perrin, E. C. (2014). In-school neurofeedback training for ADHD: sustained improvements from a randomized control trial. Pediatrics, peds-2013.
4 G. Tan, F. Shaffer, R. Lyle, & I. Teo (Eds.). Evidence-based practice in biofeedback and neurofeedback (3rd ed.). Wheat Ridge, CO: Association for Applied Psychophysiology and Biofeedback.